Streit um Abendspiele bei den French Open: Warum keine Frauen-Matches?

Seit der Einführung der Abendspiele (Night Sessions) bei den French Open 2021 gibt es anhaltende Kritik an der Vergabe der begehrten Prime-Time-Slots: Fast ausschließlich Männer bestreiten die Einzelspiele am Abend auf dem Centre Court Philippe Chatrier. Im Jahr 2024 beispielsweise fanden alle Abendspiele ausschließlich zwischen Männern statt – eine Entwicklung, die für viel Unmut sorgt[1][2][3][4][5][6].

Gründe und Argumentation der Organisatoren

  • Publikumsinteresse und „bessere Matches“: Die Turnierleitung, vertreten durch den Präsidenten des französischen Tennisverbands Gilles Moretton, begründet die Entscheidung damit, dass man „das beste Match“ für die Zuschauer auswählen müsse. Gemeint sind damit meist Herrenpartien, die als attraktiver oder spannender für das Abendpublikum eingeschätzt werden[1][7][3][4][6].
  • Format der Spiele: Ein weiterer Grund ist die Spiellänge: Herren spielen im Best-of-Five-Format, Frauen im Best-of-Three. Organisatoren befürchten, dass ein Frauenmatch zu kurz ausfallen könnte, was für das zahlende Abendpublikum als Nachteil empfunden werden könnte. Dennoch scheuen sie ein Doppelprogramm (wie bei US Open oder Australian Open), da ein zu später Spielbeginn gefürchtet wird[5][6].
  • Übertragung und Vermarktung: In Frankreich werden die Night Sessions exklusiv von Amazon Prime übertragen, was den Druck erhöht, möglichst quotenstarke Partien zu präsentieren[4][6].

Kritik von Spielerinnen und Öffentlichkeit

  • Vorwurf der Diskriminierung: Spielerinnen wie Ons Jabeur kritisieren die Praxis scharf und sprechen von mangelnder Wertschätzung und Sichtbarkeit für den Frauentennis. Jabeur betont, es gebe genügend hochklassige Frauenpartien, die das Abendprogramm verdient hätten, und nennt als Beispiel das Duell Naomi Osaka gegen Paola Badosa[2][4][5][6].
  • Teufelskreis der Sichtbarkeit: Kritikerinnen weisen darauf hin, dass Frauen weniger im Rampenlicht stehen, weil sie nicht gezeigt werden – und dann mit geringerer Einschaltquote argumentiert wird. „Natürlich schauen mehr Leute Männer, wenn nur Männer gezeigt werden“, so Jabeur[3][4][6].
  • Gemischte Meinungen unter Spielerinnen: Während einige, etwa Iga Swiatek, lieber tagsüber spielen, wünschen sich andere wie Coco Gauff mehr Abendspiele für Frauen, allerdings nicht zu später Stunde[3][6].

Fakten zur Verteilung

  • Seit 2021 gab es bei 44 Night Sessions nur vier Frauenmatches, zuletzt 2023 (Sabalenka gegen Stephens). 2024 und 2025 bislang kein einziges[3][4][5][6].
  • Im Gegensatz zu anderen Grand Slams gibt es in Paris abends nur ein Einzelmatch, nicht zwei (Männer und Frauen)[5][6].

Fazit

Die French Open stehen wegen der fast vollständigen Ausgrenzung von Frauen aus den Abendspielen massiv in der Kritik. Die Begründungen der Organisatoren – längere Herrenmatches, angeblich größeres Publikumsinteresse – werden von Spielerinnen und Teilen der Öffentlichkeit als unzureichend und diskriminierend empfunden. Die Debatte um Gleichberechtigung und Sichtbarkeit im Tennis dürfte weitergehen, solange sich an der Praxis nichts ändert.

Quellen:

  1. https://motorcyclesports.net/shocking-decision-men-dominate-night-matches-at-french-open-main-court-president-reveals-why/
  2. https://www.stern.de/sport/french-open–streit-um-abendspiele-in-paris–warum-keine-frauen-matches–35765024.html
  3. https://www.bbc.com/sport/tennis/articles/c0mrx7kv9xwo
  4. https://www.reuters.com/sports/tennis/jabeur-slams-french-open-not-scheduling-womens-matches-night-sessions-2025-05-27/
  5. https://777score.com/news/tennis/2587159-controversy-over-night-matches-in-paris-why-no-women-players
  6. https://bolavip.com/en/tennis/french-open-coco-gauff-iga-swiatek-and-other-wta-stars-speak-out-on-night-session-scheduling-controversy
  7. https://www.nytimes.com/athletic/6382953/2025/05/26/french-open-night-session-tennis-gender-equality/

Geschrieben von: redaktion

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