Stichwahl in Rumänien: Richtungswahl mit Signalwirkung für Europa

Am heutigen Sonntag, dem 18. Mai 2025, läuft in Rumänien eine historische Stichwahl um das Präsidentenamt. Die Wahl gilt als eine der wichtigsten politischen Weichenstellungen seit Jahrzehnten – nicht nur für Rumänien, sondern für ganz Europa.

Die Kandidaten: Zwei gegensätzliche Welten

  • George Simion (38), Chef der rechtsradikalen AUR-Partei, gewann die erste Wahlrunde am 4. Mai mit 41 Prozent der Stimmen. Simion gilt als EU-skeptisch, rechtsextrem und steht für einen radikalen Kurswechsel: Er hat in der Vergangenheit eine harte Anti-EU- und Anti-NATO-Politik vertreten, zeigte Sympathien für Viktor Orbán und Donald Trump und kokettiert mit der Idee einer Vereinigung Rumäniens mit der Republik Moldau. Simion kündigte an, im Falle eines Sieges den Kreml-nahen Calin Georgescu zum Premierminister zu machen, obwohl dessen Kandidatur nach einer annullierten Wahl 2024 gerichtlich untersagt wurde.
  • Nicușor Dan (55), parteiloser Bürgermeister von Bukarest, steht für einen pro-europäischen, liberal-konservativen Kurs. Er erhielt im ersten Wahlgang 21 Prozent der Stimmen und setzt sich für die Verankerung Rumäniens in der EU und für Reformen ein.

Gesellschaftlich tief gespaltenes Land

Die Wahl ist Ausdruck einer tiefen gesellschaftlichen Spaltung: Viele Rumänen protestieren gegen Simion und bekennen sich offen zu Europa, während andere seinen Erfolg als “Sieg über das System” und die etablierte, als korrupt empfundene Elite feiern. Die Unzufriedenheit mit Inflation, Korruption und Misswirtschaft der vergangenen Jahre hat Simion zusätzlichen Zulauf verschafft.

Wahlbeteiligung und Bedeutung der Auslandsrumänen

Rund 18 Millionen Menschen sind wahlberechtigt. Entscheidend könnten die Stimmen der mehr als eine Million im Ausland lebenden Rumänen sein, die in der ersten Runde mehrheitlich Simion unterstützt hatten.

Prognosen: Kopf-an-Kopf-Rennen

Die letzten Umfragen sehen ein äußerst knappes Rennen: In einigen liegt Simion, in anderen Dan vorne, teils gibt es Gleichstand. Die Stimmung ist so angespannt wie seit Jahrzehnten nicht mehr, und der Ausgang gilt als völlig offen.

Mögliche Folgen

Ein Sieg Simions könnte Rumänien in eine Phase politischer Instabilität führen und hätte Signalwirkung für die gesamte EU. Politologen warnen vor einem außenpolitischen und rechtsstaatlichen “Desaster”, sollte Simion gewinnen. Dan hingegen steht für Kontinuität im pro-europäischen Kurs und eine enge Anbindung an die EU und die NATO.

Fazit

Rumänien steht heute vor einer historischen Richtungswahl: Zwischen einem radikalen Bruch mit dem bisherigen Kurs und einer pro-europäischen Zukunft. Das Ergebnis wird nicht nur das Land selbst, sondern auch die politische Landschaft Europas nachhaltig beeinflussen.

Quellen:

 

  1. https://www.tagesschau.de/ausland/rumaenien-praesidentenwahl-112.html
  2. https://www.dw.com/de/rumänien-wählt-zwischen-zwei-welten-mit-folgen-für-europa/a-72552914
  3. https://www.tagesspiegel.de/internationales/politische-weichenstellung-kopf-an-kopf-rennen-bei-richtungswahl-in-rumanien-13711105.html
  4. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/rumaenien-stichwahl-simion-dan-100.html
  5. https://www.handelsblatt.com/dpa/staatsoberhaupt-rumaenien-waehlt-rechtspopulist-oder-pro-europaeer/30338646.html

 

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